Ägypten I

Vorwort

 

Es begann damit, das ich zu meiner Pommes-Bude ging. Dies tat ich fast jeden Tag, und immer wenn ich diesen Weg einschlug, war mein Herz mit Freude gefüllt. Doch diesmal war alles anders. Meine Augen, die wegen der Helligkeit zu schmalen Schlitzen verengt waren, erspähten ein Reisebüro. Ich trat ein, und eine sehr attraktive Frau betreute mich. Meine Phantasie gaukelte mir Bilder vor, so das ich mich kaum auf das Gespräch konzentrieren konnte. Jedenfalls buchte ich für meinen Freund Holger und mich zwei Wochen Ägypten.

Kapitel 1 

Wir saßen am Strand, und träumten oder glaubten zu träumen. Die friedliche Stille hatte einen so positiven Einfluss auf uns, das wir mit der Natur verschmolzen. Ich sah plötzlich Dinge, die ich noch nie gesehen hatte, und die ich auch nicht begriff. Geist und Körper von Holger trennten sich voneinander, und der Geist flog unendlich viele Kurven und Kreise über unseren Köpfen, bis er wieder in den Körper zurückglitt. Holger muss eine ähnliche Vision gehabt haben, denn er wirkte so entspannt wie nie zuvor. Dies muss auch der Anlass für die folgende Tat gewesen sein. 
Wir standen auf, gingen zum Uferrand, und ertränkten eine junge Deutsche, die wohl aus Bayern kam, was man an den Hilfeschreien erkennen konnte, ohne mit der Wimper zu zucken. 
Die Mordlust, die durch das sichere Gefühl des Freiseins noch gesteigert wurde, entlud $cbdem wehrlosen Opfer. 
Sie bäumte sich auf, doch wir ließen ihr keine Chance. Den toten Körper warfen wir ins Wasser, und warteten darauf, das der Hai, den wir kurz vorher gesichtet hatten, sein grausiges Mahl begann. 
Und richtig, die Müllabfuhr des Meeres ließ sich nicht lang bitten, stürzte sich mit unvorstellbarer Gier auf sein Opfer, und verschlang es in sekundenschnelle. Ich blickte Holger an, und wusste, der Urlaub hatte begonnen.

Kapitel 2 

 

Tage später. Die Mordlust, die in uns war, hatte sich in ein lebensbejahendes Gefühl verwandelt, in dessen Taumel wir die folgenden Stunden genossen. Bizarre Bilder gingen in meinem Kopf umher, und Realität wurde zu einem Wort, dessen Bedeutung ich nicht mehr verstand. 
Holger hatte seine Augen hinter einer Sonnenbrille versteckt, als er den Frühstücksraum betrat. 
Ich lief mit einer Orientierungslosigkeit, die der Schwerelosigkeit im Weltall glich, hinter ihm her. Eine imaginäre, mir bekannte Stimme, sagte, das irgendetwas geschehen würde. Holger verband mir die Augen, legte die Einzelteile meines Gewehres auf den Tisch, griff zur Stoppuhr, und rief „GO". 
Mit meiner mir eigenen Routine setzte ich die Teile wieder zusammen. „Eine mäßige Zeit", murmelte Holger missmutig, winkte den Kellner heran, und bezahlte das Frühstück. Es war mir zur Gewohnheit geworden, Holgers Stimmung an seinen Augen abzulesen. Da er seine Sonnenbrille abgelegt hatte, konnte ich seinen Blick erwidern, doch was ich jetzt sah, ließ mich erschaudern. In seinen Pupillen konnte ich den Wahn erkennen, und es war so, als säße ich im Kino, und sähe einen sehr aufwendigen Horrorfilm. „How", sagte Holger, nahm das Gewehr vom Tisch, und verschwand. Ich schloss die Augen, lehnte mich zurück und hörte sein kehliges Lachen, das mich an ein fernes Gewittergrollen erinnerte, und wartete auf die Dinge, die da kommen würden.

Kapitel 3

 

Ich wachte auf, denn Holger war zurückgekehrt. Meine Vorstellung von dem Grauen, das er verbreitete, wurde noch übertroffen. 
Mit seinem ihm eigenen Humor erzählte er mir, das er mein Gewehr verkauft hätte. Etwas in mir zerbrach. Ich hatte das Gefühl, als ob ein feuerspeiender Drache über mir säße, und mir mit seinen Klauen genüsslich das Herz herausriss. 
Meine ganze Liebe hatte ich dieser Waffe entgegengebracht, und Holger hatte nun diese Bindung zerstört. Doch dies war noch nicht alles, Holger beichtete mir, das er sich für ein paar Tage zurückziehen wolle, um sich Gedanken über seine Zukunft zu machen. Voller Sorge folgte ich ihm, als er wenige Minuten später das Zimmer verließ, um so ein vielleicht eintretendes Unglück zu vermeiden. 
Holger ging zum Strand, setzte sich auf einen Felsen, und starrte auf das Meer hinaus. Dann kamen plötzlich Worte über seine Lippen, unzusammenhängend und unverständlich, doch nach mehreren Stunden wurde daraus ein monotoner Singsang, mit dem er sich wohl mit dem ägyptischem Volk verbinden wollte. Immer lauter wurden seine Worte, immer klagender, und ich rechnete jeden Augenblick damit, das er sich in die Fluten stürzen ßöcfieauf einmal endete sein durchaus kunstvoller Vortrag, und als ich näher trat, begriff ich den Grund für sein seltsames Verhalten. Er war in einen Seeigel getreten, und hatte sich an die hundert Stacheln aus dem Fuß entfernt. Gemeinsam leerten wir zwei Flaschen Wein, bevor wir uns zur Nachtruhe begaben.

Kapitel 4 

 

Als wir am nächsten Tag das Hotel verließen, war der Himmel strahlend blau, und die Sonne, die wir das gelbe Schwein nannten, brannte mit einer Intensität, wie wir sie hier noch nicht erlebt hatten, auf uns herab. 
Ein kleiner Vogel zog seine Kreise, erst in luftiger Höhe, dann dem Boden immer näher kommend. 
Der Neid und der Hass auf diese Tier wuchs bei mir, je näher der Vogel dem Erdboden kam. Ich nickte Holger zu, nahm einen faustgroßen Stein, und holte den Piepmatz vom Himmel herunter. Der blutige Klumpen schlug unweit unserer Füße auf. Eine völlig verschleierte Frau schrie mir Worte in ihrer Sprache entgegen, und gestikulierte wie wild. Holger gab mir ein Zeichen, ging auf die Frau zu, und schrie sie seinerseits in der gleichen IdutBEtäihiglobeide, und als ich der Schönheit in die Augen sah, war ich wie verzaubert. Ihr schien es ähnlich zu gehen, und so legten wir unseren Streit sehr schnell bei. In den folgenden Tagen bereitete sie mir Stunden der Lust, und ihr Körper elektrisierte mich immer wieder auf ein Neues. Ihr Anmut und ihre Sinnlichkeit war so überwältigend, das der Zauber, der von ihr ausging, zwölf Tage anhielt. Ich schlief kaum, aß und trank so gut wie gar nichts, sondern gab mich nur ihr hin. 
Dann hatte mich die Wirklichkeit wieder. Holger und neue Aufgaben warteten auf mich, und so verließ ich sie, betrank mich, denn die arme des alkohols waren besser als gar keine Arme.

Kapitel 5

 

Holger hatte meine Abwesenheit genutzt, um ein wenig in sich hineinzuhorchen. Er sah mich an, und ich erkannte, das sein Geist wieder klar zu sein schien. So schlenderten wir unseres Weges, als Holger ein folgenschwerer Fehler unterlief. 
Er rempelte, aus welchem Grund auch immer, einen ca. dreißigjährigen Einheimischen an. Dieser war muskelbepackt, und sein Atem bestach durch einen sehr hohen Anteil an Knoblauch. Den Wortschwall, den er von sich gab, konnten wir zwar nicht verstehen, dochdas ca.20 cm lange Messer deutete auf ein Duell hin. Holger hatte allerdings einenentscheidenden Nachteil, er besaß ein solches Messer nicht, doch dies glich er mit der Gewandtheit einer Katze aus. 
Ich setzte mich auf den Bordstein, betrachtetet das Schauspiel, und nahm die ersten Wetten an. Immer deutlicher wurde mir klar, wenn Holger seinen Gegner, den Knoblauchmann, bezwingen würde, wäre die 14m lange Motoryacht, die wir und kaufen wollten, in greifbare Nähe rückte. 
Der Kampf dauerte nun schon zwei Stunden, und mein Kumpan drohte langsam zu ermüden, seine Bewegungen wurden fahriger, und so entschloss ich mich spontan in diese Duell einzugreifen. 
Mit einer kaum wahrnehmbaren Bewegung warf ich ihm meine kleine Handfeuerwaffe zu. 
Er fing sie mit der linken Hand auf, und tötete seinen Gegner mit einem gezielten Schuss ins Herz. Ich sammelte die Wetteinnahmen ein, und unter beifälligem Gemurmel der Anwesenden zogen wir davon. Holgers Glücksgefühl wurden allerdings noch größer, als ich ihm erklärte, das sich nur eine Patrone in der Trommel befunden hatte, die ich im Falle seiner Niederlage eigentlich mit zugedacht hatte.

Kapitel 6

 

Wir beschlossen von nun an Kämpfen mit stärkeren oder gleichwertigen Gegnern aus dem Wege zu gehen, um den Erholungswert unserer Reise nicht zu gefährden. Außerdem wollten wir das Ergötzen an wehrlosen Opfern auf ein für alle erträgliches Maß herunterschrauben, und uns mehr der sonne, dem Wind und dem Meer widmen. Und doch wurden wir auf unserer Besichtigungstour durch Kairo Zeugen eines merkwürdigen Esrbaaggrifllaait der Besichtigung der Königsgräber. Die Reiseleiterin, eine recht kantige person, war wohl darauf aus, die Anzahl der Touristen rapide zu reduzieren. Während sich fünf Reisende über eine sehr tiefe Schlucht beugten, nahm sie ein sechs Meter langes Vierkantholz, drückte es allen Fünfen gleichzeitig in den rücken, und stieß sie in die Schlucht hinein. Danach zeigte sie die Becker-Faust derart ausgeprägt, das selbst Boris hätte neidisch werden können. Unser Erstaunen über diese Vorgenesweise hielt nicht lange an, denn als wir unseren blick wendeten, sahen wir gerad4e noch, wie ein Ehepaar, das sich zugegebener Maßen immer wieder durch ausgeprägte Lästigkeit in den Vordergrund gespielt hatte, mit einer Karawane in der Unendlichkeit der Wüste verschwand. Dies die schon beschriebene Reiseleiterin zu Tänzen an, deren Sprungkombinationen im Eiskunstlauf ihresgleichen gesucht hätten.

Als sie sich wieder beruhigt hatte, teilte sie den Übriggebliebenen mit, das sie nur zwei Personen nach Kairo mit zurücknehmen könne, da sie sonst selbst ein nicht ganz angenehmes Schicksal erleiden würde. 
Sofort entstand Unruhe in der nun auf vier Touristen reduzierten Truppe, und Holger bat sie um ein Gespräch unter vier Augen. 
Diese Gespräch dauerte über zwanzig Stunde, Holger gab einfach alles, und in den frühen Morgenstundentrat endlich die Reiseleiterin aus dem Zelt. Sie fesselte und knebelte die nun überflüssigen zwei Reiseteilnehmer, gönnte ihnen noch ein höhnisches Lachen, und begann damit uns die Sehenswürdigkeiten von Kairo zu zeigen. 
Wir verschossen unsere Filme, und durch die Schönheit dieser Millionenstadt, hatten wir bald den nicht ganz planmäßigen Start dieses Ausfluges vergessen. Auch heute noch kommentieren wir den Verlauf dieser Tage mit einem Hauch von Genugtuung.