Marmaris 2005

Personen: 
Ralf: Die Raupe 
Heinrich: Der Schneehase 
Paul: Silber-Luden-Paule 
Olli: Och das Gespenst 


Wie bringt man Westeuropäer dazu schon morgens Kartoffelbrei zu essen 

Sie waren wie die biblische Heuschreckenplage über Marmaris hergefallen. 
Die Vier bestachen alleine schon durch ihr Äußeres. Die Raupe fiel durch ihre Vorliebe für Schmuck aller Art auf. 
Der Schneehase war ohnehin schon eine imposante Erscheinung, doch sein weinrotes Shirt verlieh ihm ein Hauch von Gefährlichkeit, die jedoch durch sein sanftes Lachen gemildert wurde. 
Silber-Luder-Paule brachte seine in Marmaris erstandene Kette immer wieder geschickt zur Geltung. 
Och hingegen hatte genug damit zu tun, den schmerzlichen Verlust seiner Zahnbrücke, und die dadurch entstandene Lücke, durch auffallende Schweigsamkeit zu kaschieren. 


Die Raupe, morgens mit einem Käppchen bekleidet, hatte fast mütterliche Instinkte zu einem Kätzchen aufgebaut. Er rief sie Sieglinde oder einfach nur Siggi, fütterte sie mit allerlei Leckereien vom Buffet, scheute keine Mühen dem Tier Gutes zu tun, und schoss sogar trotz seiner knapp bemessenen Anzahl ein paar Bilder. 

Der Schneehase, dessen Gang eher der Geschmeidigkeit eines Berglöwen glich, bestach durch seinen Wissensdurst., und seine vorliebe für lukullische Genüsse aller Art. Er war neugierig auf Land und Leute, jedoch immer bereit die durchaus mühsamen Forschung für die Aufnahme der landesüblichen Getränke zu unterbrechen. 

Silber-Luder-Paule brachte immer wieder sein Fachwissen über Fußball und Musik jeder nur erdenklichen Epoche ein. Seine immer hellen und wachen Augen verbarg er hinter einer getönten Brille. Sein Lachen, und er lachte gerne und oft, schallte durch den Hafen, und so wusste halb Marmaris das die Vier unterwegs waren. 

Och das Gespenst genoss den Urlaub im Pineta mit den drei Freunden. Er 
teilte sowohl den Humor, als auch die zuweilen ausschweifende Gier nach kühlen Getränken. Selbst ihren Spaß an einem sehr bekanntem Kartenspiel konnte er teilweise nachvollziehen, und so spielte er mit, obwohl ihm die Angst zu versagen wie der Teufel im Nacken saß. 

Der Schneehase betrat den Balkon. Seine Freunde grüßten ihn fast ehrfürchtig, denn sie  wussten genau, das es sehr wichtig war ihn bei Laune zu halten. 
Wenn er seine Augenbrauen zwirbelte und sich in einen Griesgram verwandelte, waren die nächsten Stunden unerträglich. Er sprach dann stundenlang kein Wort, stierte nur noch vor sich hin, und die anderen fühlten sich wie auf einem Pulverfaß sitzend. 
Ganz anders war die Raupe. sie war ein Ausbund an Ausgeglichenheit. Sie ließ sich auch von kleineren Mängeln, etwa Missverständnissen mit Kellner, nicht aus der Ruhe bringen, und hatte in jeder Situation ein freundliches Wort für alles und jeden. 

Silber-Luden_Paule war der ruhende Pol der Truppe. Sein Verhandlungsgeschick und seine Entschlossenheit sorgten dafür, das die Vier immer eine klare Vorstellung vom Tagesablauf hatten, und auch nie von ihren Plänen abwichen 
Och hingegen, der oft schreibend und dann wie irre lachend in der Sonne saß, dachte viel an zu Hause, trank dabei  sehr bedächtig, genoss jede Stunde, und hoffte das der Urlaub mit den drei Freunden eine Wiederholung finden würde. 

 


                Kapitel 2 

Die Vier erklommen einen Dolmus. Och durfte vorne einsteigen, und sofort den scharfen Körpergeruch des Fahrers einatmen. Früher ihm verabreichte Narkosen waren angenehmer, als dieser beißende Gestank, der ihm wie eine Schlange langsam durch die Nase ins Hirn kroch. Kurz vor der einsetzenden Bewusstlosigkeit hatte sie ihr Ziel erreicht. sie waren am Busbahnhof von Marmaris angelangt. 
Taumelnd verließ Och den Bus. Schnell ein paar Züge frische Luft, und dann ab in den nächsten Dolmus nach Mugla. 
Allein der Ortsname sorgte bei der Raupe für Heiterkeit, denn Och hatte ihm im letzten Jahr schwer berauscht von Bier und Raki die Bedeutung des Dehnungs-G’s in der türkischen Sprache ausführlich und langatmig erklärt. 

Bei dem Gedanken daran huschte Och ein Lächeln über sein Gesicht. 
Leider begingen die Vier in diesem Bus einen kleinen Fehler. Da jeder während der Fahrt etwas von der Gegend sehen wollte, suchten sich alle einen Fensterplatz, in der Hoffnung, das der Bus nicht voll werden würde. 
Leider erfüllte sich diese Wunsch nicht, und so hatten jeder von ihnen nun einen Sitznachbarn. 
Während Silber-Luden_Paule die Fahrt sichtlich, wurden die Raupe und Och von ihren Nebenleute sowohl durch die körperliche Präsenz, als auch durch die Ausdünstungen stark in Mitleidenschaft gezogen. 
Der Schneehase sorgte dafür, dass das kleine Hutzelmännchen neben ihm mehr im Gang hocken musste, als das er seinen Sitz genießen konnte. 
Endlich in Mugla angekommen vertrieben sich die vier die Zeit mit dem Einkauf von allerlei Köstlichkeiten und der Pflege ihrer Seele. 
Es bleibt zu erwähnen das eine lästige und zeitaufwendige Polizeikontrolle die Rückfahrt erheblich verlängerte, den Durst gewaltig antrieb und dafür sorgte, dass die Freunde ihre Kehlen anschließend bis zum Anschlag strapazierten.